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Ein unvergleichliches Ökosystem

 
Bei den Nachbarn gibt es Abendessen und es wird Zeit für Kilian heim zu kommen. Er kann sich aber nur schwer von dem silbernen Spielzeugauto seiner Sandkastenfreundin trennen. Diese will das Fahrzeug aber auch nicht bis morgen herborgen. Da flitzt Kilian auch schon mit den Worten „offen lassen!“ bei der Tür hinaus. Wühlgeräusche lassen darauf schließen, dass er irgendetwas zwischen seinen Spielsachen sucht. Wenig später kehrt er mit seinem neuen Feuerwehrauto zurück und bietet dieses als vorüber gehendes Tauschobjekt an. Und siehe da, beide Kinder haben ein Auto zum spielen. Beide Kinder sind zufrieden.

Sonntagabends ging es Kilian gar nicht gut. Sein Magen rebellierte und wollte überhaupt nichts behalten. Bleibt also nur der Griff zur Hausmittelchen-Schonkost. Kilian hat seinen „Karamelleistee“ (=Kamillentee) und Zwieber (=Zwieback) brav gegessen und konnte so schon nachts ruhig und störungsfrei schlafen.

Dö Buam hom a Schmalz ein,
’s isch koa lötzer dabei,
tragn hoache Palmlattn
kerzngrad nach der Reih!
Tragn sie voll Stolz,
’s kunnt wohl anderscht nit sein
und schliafn damit
bei der Kirchtür durchein.
Es rauscht wia im Wald,
bis die Orgl aufschreit
und niederknian sich Kinder und Leut.
Die Palmlattn stiahn.
Mit Bux, Palmkatzlen, Ölzweig,
auf und auf grüan,
mit Brezn und roate Bandlen verziert,
wia sich’s holt am Palmsunntag gebührt.
Z’löscht wearn sie nachher no gsegnet und gweicht,
dass so a Ölzweig ’s Bease verscheucht,
und dass koa Krankheit Viech und Leut ebba tuat.
Damit isch’s nacher für a Jahr wieder guat.

Die zeitlichen Unterschiede machen es möglich, dass wir heute sowohl an der Axamer als auch an der Birgitzer Palmweihe teilnehmen können. Dieses Brauchtum ist wahrlich schön und leuchtet in frühlingshaft bunter Pracht.

In Axams versammeln sich die Mitglieder der Pfarre bei der Lindenkapelle. Mädchen tragen so genannte Palmbuschen, zu Sträußen gebundene Ölzweige und Zweige mit Palmkätzchen, die mit bunten Bändern geschmückt und mit den obligatorischen Palmbrezeln behängt sind. Ich habe übrigens einige Sträuße mit einem Holzkreuz in der Mitte gesehen. Die Burschen hingegen tragen ihre Palmlatten, teilweise so hoch wie die Häuser der Ortschaft. An ihrer Spitze ist eine Miniaturausgabe des Palmbuschens befestigt mit herabbaumelnden Palmbrezen, die Latte drunter ist dicht behängt mit bunten, flatternden Bändern aus Krepppapier. Die Weihe selbst wird vom Pfarrer recht knapp gehalten, indem er einmal an den Leuten vorbei auf und ab geht und mit seinen Ministrantinnen (ich habe unter allen Ministranten nur einen Burschen entdecken können) die mitgebrachten Buschen, Zweige und Latten mit Weihwasser und Weihrauch segnet. Nach der Aufforderung zum „Hosannaruf“ marschiert die Musikkapelle voran, dicht gefolgt von Kreuz und Ministranten zur Axamer Pfarrkirche. Bei der Prozession schwanken die schweren Latten hin und her und der leichte Frühlingswind lässt das Krepppapier rauschen. Angesichts des pompösen Zuges entkommt mir ein Seufzer, schließlich werde ich in nächster Zukunft wohl keine derartig imposante hellenistische Prozession erleben.
Bei der großen Zahl an Teilnehmern der Weihe, marschiert ein relativ kleiner Anteil dann tatsächlich in die Kirche ein, dabei werden die hohen Latten, die eindeutig nicht für die barocke Kirche angefertigt wurden mühsam bei der Eingangstüre hinein gefädelt, was eine ganze Weile in Anspruch nimmt. Indes bin ich mit Kilian schon auf dem Weg zum Bus nach Birgitz.

In Birgitz gestaltet sich die Weihe am Dorfplatz etwas bescheidener. Ob der kleinen Gemeinde gibt es auch wesentlich weniger Teilnehmer und entsprechend weniger Palmlatten zu bestaunen. Die meisten hiesigen Latten bestehen wieder oben aus dem Palmbüschchen, allerdings ist nicht die gesamte Stange mit Krepp geschmückt, sondern nur der obere Teil, von dem die farbigen Bänder dann herunter wehen. Die Latte selbst ist schlicht mit einem Band spiralförmig umwickelt. Der Stolz der Burschen die sie tragen unterscheidet sich jedoch nicht von dem der Axamer.
Der Kooperater weiht die Buschen und Latten vom Musikpavillon aus, in dem wie so oft der „Zweitaltar“ von Birgitz aufgebaut ist. Immerhin bekommt die Birgitzer Gemeinde einen kleinen Auszug aus dem Evangelium zu hören und darf ein wenig beten bevor tatsächlich gesegnet wird. Danach geht es dem Kreuz hinterher zur Kirche. Der Weg ist nicht lang genug, dass sich eine eindeutige Prozession heraus bilden kann, aber dafür muss die gut befahrene Dorfstrasse überquert werden, wobei die Menschengruppe immer wieder wegen einzelner Fahrzeuge auseinander gerissen wird. Das Einfädeln der Palmlatten in die relativ kleine Kirche gestaltet sich noch schwieriger als in Axams, dafür nehmen aber auch alle Besucher der Weihe anscheinend auch am Gottesdienst teil. Einzig vereinzelt bleiben Mütter oder Väter mit dem Kinderwagen vor der Türe stehen.

Da Kilian schon müde vor sich hin quengelt setzen wir uns auch ab und machen uns auf den Heimweg.

Spätestens in der Karwoche ist es für uns immer Zeit den Frühling einziehen zu lassen. Unser Frühlingsstrauch (Korkenzieherweide und Palmzweige in einer Vase mit bunten Holzeiern und Federschmetterlingen dekoriert) steht schon seit über einer Woche, aber gestern habe ich mir noch pflanzliche Küchenausstattung besorgt. Da wir keinen Garten, aber immerhin einen Balkon haben, habe ich in einer Pflanzkiste mein eigenes kleines Kräuterbeet angelegt. Basilikum, Thymian, Salbei, Lorbeer, Gewürzlavendel und Krauspetersilie sehen nicht nur schön aus, sondern riechen und schmecken auch sehr lecker.

Den Balkon habe ich zuvor übrigens der längst überfälligen Frühjahrsreinigung unterzogen. Wenn die Sonne scheint, kann man sich jetzt ja tatsächlich schon für eine Weile hinaus setzen und die angenehme Frühlingsluft genießen. Für ein wenig mehr Farbe am Balkon sorgt ein zweiter Frühlingsstrauch. Ich habe heute nämlich auf dem Vormittagsspaziergang mit Kilian gleich mehrere Leute beim Obstbaumschnitt beobachten können und auch einige frische Zweige mit Knospen mitnehmen dürfen. Diese habe ich wiederum in einer Vase arrangiert und werde sie mit weiteren Holzeiern behängen sowie mit Papiereiern, welche Kilian nach seinem Mittagsschläfchen bemalen darf. Es hat ihm bereits viel Spaß gemacht, zwei flache Keramikschalen mit Watte auszulegen, anzufeuchten und mir Gartenkresse zu bestreuen. Ich bin gespannt ob er die Keimlinge dann auch essen mag. Ich freue mich jedenfalls schon wieder auf mein erstes Radieschenbrot mit Kresse.

Vorhänge bewegen sich, Balkontüren knarren, eine Tür wird zugeschlagen. Auf der Straße bleiben immer mehr Menschen stehen. Sie haben es also auch gehört, das laute Dröhnen des Hubschraubers.
Er ist mir auch gleich aufgefallen. Häufig fliegt der Christophorus über unseren Häusern ins Schigebiet und wieder heraus, aber noch nie habe ich ihn über dem Gemeindegebiet so niedrig fliegen sehen. Als das Dröhnen nicht nachlässt weiß ich, dass er hinten auf der Wiese gelandet sein muss. Mit der Gießkanne bewaffnet betrete ich den Balkon – ich will ja schließlich nicht nur als Schaulustige abgestempelt werden. Da blitzt das Blaulicht zwischen der Holzverkleidung auf. Ein vorsichtiger Blick über die Brüstung. Ein Rettungsauto steht mit Blaulicht in der Einfahrt, gegenüber die Polizei. Das Gartentor zu den im Erdgeschoss wohnenden Nachbarn steht offen. Immer mehr „Passanten“ bevölkern die Straße. Leise wird geredet. Was mag da wohl passiert sein?
Ich reiße mich zusammen und gehe wieder in die Wohnung. Vom Küchenfenster aus können wir den Hubschrauber auf Nachbars Wiese sehen. Immer wieder schaue ich verstohlen nach, ob sich irgendetwas tut. Nach einer Viertelstunde hat sich das Rettungsauto in Bewegung gesetzt und fährt langsam bis zum Hubschrauber. Ich mag gar nicht mehr wegschauen, obwohl ich ohnehin nicht erkennen kann um wen es sich handelt und was denn da geschehen ist. Jemand wird ausgeladen. Er oder sie sitzt. Als derjenige selbst aufstehen und zum Hubschrauber gehen will, stützen ihn gleich alle vier Sanitäter. Aus der Entfernung erkenne ich nur, dass derjenige jetzt liegend gebettet wird. Als sich der Rotor in Bewegung setzt rufe ich meinen Sohn, damit er sich den Hubschrauberstart anschauen kann.

Ich frage mich immer noch was passiert ist, aber das werde ich vermutlich mangels einer Tageszeitung erst im nächsten Bezirksblatt zu lesen bekommen. Schon ein bisserl eigenartig oder besser gesagt peinlich… im Sommer gibt es im Tal unten Hochwasser, ohne dass ich davon etwas mitbekommen. Vor gar nicht allzu langer Zeit stürzte das Dach eines benachbarten Hauses ein, was ich weder hörte noch sonst irgendwie direkt mitbekam. Tja, und nun weiß ich nicht einmal was im eigenen Haus vor sich geht.

Ich habe heute die neue Ausgabe des Newsletters raufgeladen.
Die Themen dieser Ausgaben sind:

1. Mythologie leicht verständlich mit Michael Köhlmeier
2. Fleischkonsum und Opferproblematik
3. Feature: Hestia
4. Privater Kult
5. Festtage – Eine Kalenderfrage

Wer sich dafür interessiert folgt am besten dem Link, den ich rechts im Menü eingefügt habe, oder meldet sich einfach hier.