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Mundart

tanna, l inuem de n andert' es merità,
regina de n popul dai ciavei dlacei,
y dai cueres de sas che ne bredla mei,
cun la raieta bruma es ben renià.


zu Deutsch:
tanna, deinen höhlennamen hast du dir verdient,
du königin eines volkes mit eisigem haar
und steinernen herzen, die nie weinen,
du hast regiert mit deiner blauen krone, der raieta.


Es handelt sich hier um ein winziges Stück des Sonettenkranzes "Tanna" von Rut Bernardi (Copyright hat www.scarabaeus.at).
Ich verdanke diese Entdeckung allerdings dem Unternehmen MPreis, welches so freundlich war, mir diesen Text auf die Verpackung meines Mittagessens zu drucken.

Wer ist diese Tanna? Könnte man sie als eine Göttin vor Urzeiten verstehen... der Text läßt diese Möglichkeit leicht zu. Ganz im Sinne unserer Hymnen ließen sich diese Zeilen mit Leichtigkeit verwenden und den Mensch von heute zu einer rätischen Gottheit hinführen.

Dö Buam hom a Schmalz ein,
’s isch koa lötzer dabei,
tragn hoache Palmlattn
kerzngrad nach der Reih!
Tragn sie voll Stolz,
’s kunnt wohl anderscht nit sein
und schliafn damit
bei der Kirchtür durchein.
Es rauscht wia im Wald,
bis die Orgl aufschreit
und niederknian sich Kinder und Leut.
Die Palmlattn stiahn.
Mit Bux, Palmkatzlen, Ölzweig,
auf und auf grüan,
mit Brezn und roate Bandlen verziert,
wia sich’s holt am Palmsunntag gebührt.
Z’löscht wearn sie nachher no gsegnet und gweicht,
dass so a Ölzweig ’s Bease verscheucht,
und dass koa Krankheit Viech und Leut ebba tuat.
Damit isch’s nacher für a Jahr wieder guat.

Oanschichtig steahts da in der Pein,
bei Kältn, Regn und Sunnenschein.
'Dachl verlottert, 's Bildl verwischt,
schun lang hat koa Mensch mehr
die Blüamlen eingfrischt.
Die Inschrift verrostet,
der Wurm nagt im Holz
und dös larchene Bankl
tuat a no gar stolz.
Es war wohl decht grichtet
zun Hockn recht schian,
aber 's Marterk muaß olm
auf oan Fuaß danebn stiahn.

Do, wo i hea kim, do hat koaner eppas z’miassn (aussa vielleicht z’ sterben und zum in die Kirchn giahn). Wenn eppa eppas nit will, dann hot er ‚s z’megn. Des isch nämlich gonz oanfach, wenn du z’spat drun bisch, dann „magsch du di gschleinen“ oda du „magsch zuaschaugn, dass’d weita kimsch“. Wenn die Kinda amol ungeduldig sein, dann „megn se wartn“ und wenn se sich fiarn Papa sei neieschtes Gerätl intressiern, dann „megn se oba die Finger davun lassn“. Und wenn da Tirola koa Wahl hot, dann „mog er eppas tian“! Und iatz mog i auhearn, bevoa’s z’lang wead.

Für Nicht-Tiroler:
Da, wo ich herkomme (Tirol), da muss niemand Etwas, außer vielleicht sterben und in die Kirche gehen. Wenn jemand Etwas nicht will, dann hat er es zu mögen („megn“/“welln“). Das ist ganz einfach, wenn du zu spät dran bist, dann „magst du dich beeilen“ oder du „magst zusehen, dass du weiter kommst“. Wenn die Kinder einmal ungeduldig sind, dann „mögen sie warten“ und wenn sie sich für Papas neuestes Gerät interessieren, „mögen sie die Finger davon lassen“. Und wenn ein Tiroler keine Wahl hat, dann „mag er etwas tun“! Und jetzt mag ich aufhören, bevor es zu lange wird.

Es ist schon spannend, wie sich alte Wendungen im Dialekt erhalten, die in der Hochsprache längst verstaubt und ausgemustert sind.

„Heilige Muatter Gottes, da obn auf der Säul’,
bitt für üns arme Sünder, du hoscht so leicht derweil’.
Miar hingegn müassn Sündn begiahn,
ebn, weil miar nit so hoach obn stiahn.“


(auch wenn ich keine Christin bin und das Sündenkonzept generell nur schwer nachvollziehen kann, finde ich dieses „Gebet“ wirklich sehr schön und in jedem Fall treffend)

Sei jetz’ nimmer länger verzagt! –
Schaug aussi, wia ’s Bienl heut Honig tragt;
schaug aussi, wia die Knospn glanzn,
wia die Blüamlen auf der Wiesn tanzn! –
Schaug, wia sie alle, alle wieder blüahn.
Und hom wia du müassn
durch’n Winter giahn. - -


Die Sunn schleicht müad
Durch die Altstadt-Gassn,
man will sie nirgends einilassn.
Die Häuser, alle unteranond
Seit hundert, hundert Jahr bekannt,
sie schliafn olm no enger z’somm,
wohl weil sie Angst voarn Sterbn hom.
Sie derzähln anonder lang und weit,
von der guatn, altn Zeit:
von Bischöf’, Kaiser, Riesn, Wichtlen,
lauter alte, alte Gschichtlen;
und wenn der Stadtturm obn schlaft,
tuschln sie über die Nachbarschaft.
Mit ihre Runzln, Riß und Faltn,
bleibn sie rüstig decht die Altn
und lassn a die Sunn nit ein.
Sie wölln ganz unteranonder sein.

Muatter sein
hoaßt, nit grad zettern.
Vater sein
hoaßt, nit grad wettern.

Eltern sein
hoaßt, nit grad Watschn gebn,
sondern Wärme für a ganzes Lebn!

Wenn 's Bäuchl weah tuat
und 's Müasl nit guat
und 's Bärli nit brav,
die Äuglen voll Schlaf,
's Nasele beißt
und 's Zahndele reißt,
die Wasserlen rinnen
von außn und innen,
und koa Mensch versteaht
wie 's oan geaht! - -
So winzig kloan
und ganz alloan
einigstellt
in dö schiache Welt!
Was war' dös für a Lebn,
wenns koan Lulli tat gebn!

Wenn Dichter in der Sprache ihrer Heimat und ihrer Kindheit reden, dann spürt man die Wärme, die die Gedichte beinhalten. Ich spüre auch meine Heimat Tirol in manchen Gedichten (von Tiroler Dichtern, logischerweise) und daher möchte ich ab sofort in dieser Rubrik immer mal wieder solcherlei Lyrik unterbringen.