Aku's Abstellkammerl
Allgemeine Infos
Asklepion
Bibliothek
Flimmerkiste
Fundamt
Herdfeuer
Hochschule
Kaos
Kilianary
Lyrik oder so
Mahlzeit!
Mausimaus
Mundart
Tempel
Testgelände
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon
Ein unvergleichliches Ökosystem

 

Herdfeuer

Auf die Frage hin, warum wir so wenig Zeit füreinander haben, kommt von meinem Göttergatten die wirklich aussagekräftige Antwort:
"Weil du so wäääh bist, oder i so wäääh bin und alles so wäääh ist."

Ahja. Wieso hab ich eigentlich so blöd gefragt?

Ja, ich gestehe, mein Sohn ist über fünf Monate alt und schläft nachts noch nicht durch. Weiters gebe ich zu, dass ich mich nicht dafür schäme geschweige denn mich frage, was ich falsch gemacht haben könnte - zumindest die meiste Zeit nicht. Manchmal gibt mir mein Sohn dann aber doch zu denken.

Normalerweise trinkt er gegen 23 Uhr etwas (bevor ich schlafen gehe) und möchte dann um 2 Uhr morgen wieder etwas, weshalb ich ihn, zugegebenermaßen meiner Bequemlichkeit halber, dann mit zu uns rauf ins Hochbett nehme. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen meldet er sich dann und ich brauch nicht einmal völlig wach zu werden geschweige denn mich viel zu bewegen um ihn zu füttern - danke Mutter Natur, das ist wirklich praktisch. Heute war es ein wenig anders, denn warum auch immer, hat er zeitlich verschoben um halb 1 Uhr morgens was getrunken und ausnahmsweise (ich war noch wach) hab ich den Kleinen dann wieder in sein Bett gelegt. Zu meiner Überraschung hat er bis nach 8 Uhr heute morgens durchgeschlafen.

Da frage ich mich doch, ob normalerweise nicht eher ich seine Nachtruhe störe, als umgekehrt.

Es ist schauderhaft schön, wenn meine bessere Hälfte und ich zur selben Zeit an das Gleiche denken und das meist dann, wenn keiner von uns auch nur annähernd damit rechnet. So, wie gestern Abend, als ich den Beitrag über das „Geben und Nehmen“ von Messhaufen verfasste und er zeitgleich einen Kommentar mit derselben Anekdote schrieb. Es gleicht fast schon ungewollter Telepathie.

Schade, dass man das nicht besser steuern kann. Stelle mir das recht praktisch vor, wenn ich ihn mittels Gedankenübertragung bitten könnte, auf dem Heimweg noch schnell etwas frisches Brot zu kaufen. Auf alle Fälle würde das Telefonkosten sparen und vielfach das Reden überflüssig machen.

Naja, ich glaube ich würde die Gespräche allzu sehr vermissen.

„Mach mir doch kein’ Knutschfleck. Alles nur kein’n Knutschfleck!“
Heute habe ich meinen ersten Knutschfleck verpasst bekommen, dabei hab ich mich nie dafür interessiert. Naja, generell eine ungewöhnliche Sache, denn der eher kleine Fleck ist an der Innenseite meines Unterarms und stammt von dem winzigen Mund meines fast fünf Monate alten Sohnes. Ganz fasziniert hat er kräftigst genuckelt, obwohl er eh keinen Durst hatte und obwohl natürlich auch keine Milch heraus gekommen ist. Warum also meinen Arm jetzt so ein Nuckelfleck ziert, das wissen wohl nur die Götter.

Wahnsinn! Mein Bruder geht auf Bälle und nicht nur das, er tanzt sogar. Ich weiß, das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, denn normalerweise kennt der Junge von heute nur noch ein paar „Moves“ und selbige eher auf irgendwelchen Sportgeräten und selten auf der Tanzfläche. Aber mein Bruder tanzt. Und trägt dabei ganz schick Anzug und Krawatte. Ich kann mich gut erinnern, als ich mit ihm mal tanzte, damals auf meiner Erstkommunion - ich im weißen Kleidchen und er der lichtblonde Fünfjährige im winzigen Anzug. Und der Verwandtschaft hat es gefallen. Heute tanzt er auf Bällen. Naja und winzig ist er auch nicht mehr, eher einen Kopf größer als ich. Nicht einmal mehr dieselbe Haarfarbe, denn das Engerlblond ist ziemlich eingedunkelt. Tja, sogar Onkel ist er ja mittlerweile. Trotzdem, mir war bislang nicht aufgefallen, dass er ja auch älter geworden ist.

Aber es ist ohnehin egal, denn für mich wird er immer der kleine blonde Bursche bleiben, der er damals war.

Das übliche Babygebrabbel an meinem Ohr als ich aufwache. Der Kleine ist hellwach und will wie immer spielen oder sich zumindest unterhalten. Unwillig drehe ich mich auf die andere Seite. Aber halt, irgendetwas stimmt nicht. Warum riecht es nicht nach dem Räucherstäbchen, welches mein Göttergatte morgens anzündet und dessen angenehmer Geruch meist noch den ganzen Vormittag in der Wohnung hängt? Was ist hier..? Vorsichtig öffne ich das linke Augenlid einen Spalt weit. Sekundenlang bin ich verwirrt und weiß gar nichts! Wo sind..?
Ah, ich liege in meinem Bett, aber nicht daheim, sondern in meinem alten Zimmer bei meinen Eltern. Achja, da fällt es mir wieder ein. Gestern bin ich ja mit dem kleinen Spatz hier angekommen – zu Besuch auf eine Woche oder so. Und Aku ist nicht dabei. Enttäuscht stelle ich fest, dass dann wohl auch nichts aus dem erhofften Guten-Morgen-Kuss wird.

It's Traveltime, Rucksack geschnappt, auf den Zug gehüpft und ohne konkretes Ziel immer der Nase nach in die Ferne.

So einfach war's für mich noch nie. Meistens haben die Planungen für Reisen, Wochen und Monate zuvor begonnen. Die Überlegungen was ins Reisegepäck kommt Tage vor der Abfahrt gemacht, teilweise sogar mittels Listen, damit auch ja nichts vergessen wird. Koffer, Taschen, Rucksäcke waren spätestens am Abend vor der Abfahrt gepackt, mindestens ein Stück mehr als ursprünglich erwartet. Trotzdem das unangenehme Gefühl etwas vergessen zu haben.. jedes Mal! Nach der Reise wars immer klar, dass die Hälfte des Gepäckes gereicht hätte, aber man weiß das ja nicht, wegen dem Wetter und so... Immer das Gleiche!

Und es hat sich nichts daran geändert, ganz im Gegenteil, es wurde immer schlimmer, besonders seit der Sohnemann auf der Welt ist. Habe ich auch nichts vergessen? Wickelrucksack ist gepackt, aber es fehlt noch ein Sackerl für verschmutzte Windeln. Spielzeug für unterwegs ist auch dabei. Hoffentlich hab ich genug Gwand für ihn.. ah, die Feuchttücher nicht vergessen! Und wo ist jetzt das Gwand, was ich ihm morgen anziehen will? Soll ich das Vorlesebuch (das wir ehrlich gesagt noch niiiieeee verwendet haben, weil er eh noch zu jung dafür ist) mitnehmen? Gepäckstücke durchzählen.. 1 Koffer, Wickelrucksack, Notebooktasche (ja, die Sucht ist ein Luder), Plastiksackerl für die Jause, Babysitz.. ah, und Baby muss ich natürlich auch tragen.. *grmpf* da müssen mir noch mindestens 2 Paar Arme wachsen, damit ich das tragen kann. Und irgend etwas habe ich bestimmt vergessen. Hab ich was vergessen, Schatz? Kopfschütteln als Antwort - es schaut aus als hätte ich die halbe Wohnung mit, aber für den Kleinen muss man eben... Mist, mein Lieblingspulli ist bei der Wäsche und würde bis morgen sicher nicht trocknen, wenn ich ihn jetzt in die Maschine werfe! Der Gepäckberg türmt sich. Ah, den Koffer kann ich noch nicht fest schließen, da muss morgen ja noch das Toilettezeug von mir rein und die wichtigsten Medikamente. Und wollte ich nicht noch irgendetwas machen oder vorbereiten oder...? ... ... ...
Und morgen vor der Abfahrt wird es ja so weiter gehen.. wir müssen den Zug erreichen.. rechtzeitig aufstehen, rasch essen, damit noch Zeit bleibt, falls noch was zu machen ist (ist aber eh selten der Fall, denn wie gesagt spätestens am Abend vorher ist das Meiste bereits gut verpackt). Dann bleibt natürlich Zeit übrig und ich sitze mit verschränkten Armen fad herum, weil es zu früh zum Gehen ist.

Und wofür der ganze Stress? Gerade mal für eine Woche besuche ich mit dem Kleinen meine Eltern in Tirol, ich wandere doch nicht aus, obwohl man das bei dem Gepäck fast meinen könnte. Und hätte ich etwas vergessen, so hätten das meine Eltern oder man könnte es irgendwo kaufen, aber das wird ja nicht passieren, denn in Wirklichkeit habe ich um die Hälfte zu viel eingepackt.

Aber ich gebe zu, ich würde es vermissen, wenn ich mir diesen Stress nicht machen würde, sozusagen als Sturm vor der Ruhe des Urlaubes.

Was es nicht alles gibt an Spielzeug um Babys Motorik zu üben, das ICH-Erkennen zu fördern, die Feinmotorik trainieren und wenns das nicht kann, zumindest unterhalten.

Warum tut man sich das aber an, wenn das liebste Stück doch das Spucktuch bzw. eine Kuscheldecke und am faszinierendsten die bunte, raschelnde Verpackung der Windeln ist?

Juhu, es sind Ferien! Und obwohl in Karenz auch für mich. Da hab ich die Gewissheit, dass auch mal sein Vater nach Kilian schauen kann.

Da tönt auch schon das erste Heuchen aus der Richtung des Kinderbettes. Ich lass mir nichts anmerken.
Wieder ein Keuchen, aus den Augenwinkeln sehe ich auch eine Bewegung. Ich lass mir nichts anmerken.
Das Keuchen wird immer vehementer. Eigentlich ist es nicht mehr zu überhören, aber ich tippe fleißig in mein Notebook. Ich spiele das Spiel weiter und stelle mich taub. Meine „bessere Hälfte“ gibt sich geschlagen und geht zum Kinderbett.
Ich tue so als würde ich nichts mitbekommen, freue mich aber über meinen Sieg.

Nach einem etwa einminütigen Spaziergang durch das Wohnzimmer steht er plötzlich vor mir, das schwach jammernde Baby auf seinem linken Arm, und macht mit der rechten Hand eine eindeutige Geste um seine Vermutung auszudrücken. Mit der Handfläche unterstützt er nämlich seine nicht vorhandene Milchbrust.

Ich seufze. Na gut, dann sind die Ferien halt zu Ende. Mama Milchbar hat wieder geöffnet.

Schritte können unverwechselbar sein. Zum Beispiel erkenne ich, wenn meinen Göttergatten an dem Klang seiner Schritte im Stiegenhaus noch ehe er an die Wohnungstür kommt um aufzusperren. Und eher feste Schritte, zackig, ich habe das Gefühl, sie werden zu einem Stampfen… ganz klar, das bedeutet „in Deckung gehen!“, jedenfalls nichts Gutes.

Nur mit einer bestimmten Schrittfolge tu ich mich schwer und weiß sie nur selten richtig zu deuten. Zuerst sitzt er, mir den Rücken zugekehrt an seinem Rechner, und plötzlich saust er in die Höhe und schnurstracks, fast wie fliegend durchs Zimmer. Auf mich wirkt das stets freudig, als wäre ihm etwas Tolles eingefallen, wenn er da fast mit nur drei Sprüngen durchs Zimmer eilt. Erstaunlicherweise stellt sich dann aber meist heraus, dass er auf der Toilette war oder sich etwas zum Anziehen geholt hat, weil ihm kalt war.
Nun kenne ich ihn so lange und immer noch und (fast) jedes Mal irre ich mich in genau der gleichen Weise, wenn mit diesen Schritten unser Wohnzimmer durchquert.