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Ein unvergleichliches Ökosystem

 
Da stehe ich also schwer bepackt am Rücken der sperrige, voll gestopfte Wickelrucksack, dass man glauben möchte, ich verreise für eine Woche, dabei war es bloß die Fahrt zum Kinderarzt. Vorne sehe ich kaum über den Kopf meines 4 Monate alten Sohnes, der zufrieden im Tragesack schlummert, hinaus.
Hinter mir steigt eine ältere Dame, etwa einen halben Kopf kleiner als ich, was sie aber mit ihrem Hut ausgleicht, in die alte U6-Garnitur ein. Es ist fast „High Noon“ und da die Bahn nur in 5-Minuten-Intervall fährt, ist es natürlich darin entsprechend eng gedrängt. Ich rücke, so gut es geht an meiner Stange ein wenig auf die Seite, damit die Dame sich auch festhalten kann, denn wie es aussieht ist keiner der sitzenden Fahrgäste gewillt für sie Platz zu machen. Nach kurzem schweifenden Blick wird ihr dies auch klar und sie schüttelt leicht erstaunt den Kopf, darüber dass niemand so zuvorkommend ist und aufsteht. Ich zucke zustimmend leicht mit den Schultern, aber ehe ich etwas zu ihr sagen kann, denn irgendwie wäre mir nach einem freundlichen Wortwechsel, hat sie schon einen Herrn gefragt, ob er nicht aufstehen könnte. Mürrisch steht der Mann wortlos auf und macht Platz. Sekundenlang herrscht Verwirrung, bis die Dame meint:

„Nicht für mich! Für die Frau mit dem Baby!“

Und schon bedeutet mir ihr Blick, der keine Widerrede zu dulden scheint, ich solle doch Platz nehmen. Ich setze mich mitsamt Gepäck und bemerke, dass an der nächsten Haltestelle jemand ausstieg und so die Dame auch noch einen Sitzplatz bekam.