Weder der reißerische Titel noch die Beschreibung des Inhaltes des Podiumsdiksussion in diversen Fernsehprogrammen traf auch nur annähernd den Kerninhalt der Podiumsdiskussion, welche gestern in "Denkzeit" auf Bayern Alpha ausgestrahlt wurde (hier zur Beschreibung des Senders selbst).
In erster Linie wurde das notwendige Ausmaß bewahrpädagogischer Massnahmen in Bezug auf den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen - insbesondere von gesetzlicher Seite her (logisch, handelte sich ja um eine Parteiveranstaltung) - diskutiert. Wie so oft bildeten die jüngsten Amokläufe bewaffneter Jugendlicher in Schulen den Aufhänger für die Diskussion.
Auffallend radikal stellte sich der Standpunkt von Prof. Dr.Dr. Manfred Spitzer, dem ärztlichen Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm, dar. Nicht nur körpersprachlich schottete er sich vom Podium ab, sondern auch argumentativ bekräftigte er den Satz mit dem vorgestellt wurde, dass Medien Kindern nämlich dick, gewaltätig und dumm machen würden.
Dadurch ergab sich eine Front zwischen ihm und den übrigen eher gemäßigten Standpunkten, welche in unterschiedlichem Ausmaß davon ausgingen, dass Medien zwar negative Seiten haben, die es in irgendeiner Form von staatlicher und elterlicher Seite zu kontrollieren gäbe, dass insbesondere Internet und Fernsehen aber aus dem Leben nicht mehr weg zu denken seien. Das Stichwort der Vermittlung von Medienkompetenz kam bei Prof. Spitzer jedenfalls nicht besonders gut an, verglich er dies doch mit dem Bekanntmachen von Drogen als Aufklärungsmassnahme, welche eher den Erfolg bringt, dass Jugendliche sich für Drogen interessieren, als diese abzulehnen.
Im Laufe der Diskussion brach aber nicht nur seine abweisende Köprerhaltung auf, sondern er nannte abseits von einigen Studien und Statistiken auch Beispiele wie die Einführung einer "Gewaltsteuer" auf Hersteller- bzw. Händlerseite welche mir persönlich attraktiver erscheint, als bloße Altersbeschränkungen. Der Ansatz, dass die gewalttätigen Elemente, welche sich seit Jahren in Film- und Computerwelten zunehmend häufen, als eine Verschmutzung ähnlich der Umweltverschmutzung zu betrachten sind, erscheint mir überaus plausibel. Durch eine finanzielle Gewichtung könnte sich der Gewaltpegel vielleicht ja langfristig senken lassen, ein Umstand der meiner Einschätzung nach mit Sicherheit eher nützlich als schädlich wäre. Dies müsste dann aber für alle Bereiche der Medienlandschaft von Zeitungen und Internet bis zu Film und Werbeindustrie und eben auch den Games flächendeckend angelegt sein, um die zunehmende Abstumpfung einzubremsen.
In der Diskussion fehlte allerdings meines Erachtens ein wesentliches Element der Thematik. Während sich die Teilnehmer auf die (möglichen) Wirkungen von Computerspielen und dergleichen sowie entsprechenden Gegenmassnahmen beschränkten, fehlte eine Beleuchtung des Umgangs von Jugendlichen mit Medien und deren Gründen. Was macht diese oder jene Medienangebote für sie so attraktiv und weshalb? Wie nutzen sie diese und was "haben sie davon"?
Dazu fällt mir die grundlegende Frage der Medienbiographieforschung ein, welche Dr. Angela Tillman in einer Lehrveranstaltung im vergangenen Semester heraus strich: Nicht das, was die Medien mit den Menschen machen wird gefragt, sondern das, was die Menschen mit den Medien machen.
Wirkungsstudien zäumen das Pferd von der falschen Seite auf und werden den neuen Medien und deren Gebrauch nur schwerlich gerecht. Die Zeit der reinen "Massenmedien" ist vorbei, in der diese auf einen passiven Rezipienten einwirken (wobei es eine reine Passivität sowieso kaum geben kann).
In erster Linie wurde das notwendige Ausmaß bewahrpädagogischer Massnahmen in Bezug auf den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen - insbesondere von gesetzlicher Seite her (logisch, handelte sich ja um eine Parteiveranstaltung) - diskutiert. Wie so oft bildeten die jüngsten Amokläufe bewaffneter Jugendlicher in Schulen den Aufhänger für die Diskussion.
Auffallend radikal stellte sich der Standpunkt von Prof. Dr.Dr. Manfred Spitzer, dem ärztlichen Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm, dar. Nicht nur körpersprachlich schottete er sich vom Podium ab, sondern auch argumentativ bekräftigte er den Satz mit dem vorgestellt wurde, dass Medien Kindern nämlich dick, gewaltätig und dumm machen würden.
Dadurch ergab sich eine Front zwischen ihm und den übrigen eher gemäßigten Standpunkten, welche in unterschiedlichem Ausmaß davon ausgingen, dass Medien zwar negative Seiten haben, die es in irgendeiner Form von staatlicher und elterlicher Seite zu kontrollieren gäbe, dass insbesondere Internet und Fernsehen aber aus dem Leben nicht mehr weg zu denken seien. Das Stichwort der Vermittlung von Medienkompetenz kam bei Prof. Spitzer jedenfalls nicht besonders gut an, verglich er dies doch mit dem Bekanntmachen von Drogen als Aufklärungsmassnahme, welche eher den Erfolg bringt, dass Jugendliche sich für Drogen interessieren, als diese abzulehnen.
Im Laufe der Diskussion brach aber nicht nur seine abweisende Köprerhaltung auf, sondern er nannte abseits von einigen Studien und Statistiken auch Beispiele wie die Einführung einer "Gewaltsteuer" auf Hersteller- bzw. Händlerseite welche mir persönlich attraktiver erscheint, als bloße Altersbeschränkungen. Der Ansatz, dass die gewalttätigen Elemente, welche sich seit Jahren in Film- und Computerwelten zunehmend häufen, als eine Verschmutzung ähnlich der Umweltverschmutzung zu betrachten sind, erscheint mir überaus plausibel. Durch eine finanzielle Gewichtung könnte sich der Gewaltpegel vielleicht ja langfristig senken lassen, ein Umstand der meiner Einschätzung nach mit Sicherheit eher nützlich als schädlich wäre. Dies müsste dann aber für alle Bereiche der Medienlandschaft von Zeitungen und Internet bis zu Film und Werbeindustrie und eben auch den Games flächendeckend angelegt sein, um die zunehmende Abstumpfung einzubremsen.
In der Diskussion fehlte allerdings meines Erachtens ein wesentliches Element der Thematik. Während sich die Teilnehmer auf die (möglichen) Wirkungen von Computerspielen und dergleichen sowie entsprechenden Gegenmassnahmen beschränkten, fehlte eine Beleuchtung des Umgangs von Jugendlichen mit Medien und deren Gründen. Was macht diese oder jene Medienangebote für sie so attraktiv und weshalb? Wie nutzen sie diese und was "haben sie davon"?
Dazu fällt mir die grundlegende Frage der Medienbiographieforschung ein, welche Dr. Angela Tillman in einer Lehrveranstaltung im vergangenen Semester heraus strich: Nicht das, was die Medien mit den Menschen machen wird gefragt, sondern das, was die Menschen mit den Medien machen.
Wirkungsstudien zäumen das Pferd von der falschen Seite auf und werden den neuen Medien und deren Gebrauch nur schwerlich gerecht. Die Zeit der reinen "Massenmedien" ist vorbei, in der diese auf einen passiven Rezipienten einwirken (wobei es eine reine Passivität sowieso kaum geben kann).
Sassa - am Sonntag, 23. August 2009, 14:43 - Rubrik: Flimmerkiste